Erfahrungen: LED-Streifen Verbinder / Steckerchen

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Moderator: T.Hoffmann

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JackyDean
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Mo, 10.10.22, 15:11

Hallo in die Runde,
da ich immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werde, möchte ich mal generell nach Erfahrungen dazu fragen.

Es geht um diese allseits bekannten LED-Streifen Verbinder, Steckerchen, Plastik-Clips u.ä. Also so etwas z.B.:
https://www.obi.de/led-streifen/paulman ... /p/7869472
oder:
https://www.barite.de/zubehoer/verbindu ... hne-loeten

Auf der Light & Building hatte ich letzte Woche auch welche zum Schrauben gesehen. Also man schraubt da durch das Lötpad am LED-Streifen hindurch!

Ich löte im Prinzip alles, aber es gibt halt immer wieder Kunden, die fragen, wozu der Aufwand wenn es doch diese Verbinder gibt. Die Lötverbindung ist natürlich x-mal besser als so ein Steckerchen, aber ich wollte dennoch mal fragen. Hat auch wer schon nennenswert positive Erfahrungen mit solchen Verbindern gemacht? Gibt es Modelle, die man im begrenzten Maß noch empfehlen kann? Sagt ihr z.B. bis zu einer Stromstärke x kann man die Verbinder zur Not noch nutzen oder ist das generell immer Müll?

Bin gespannt hier von anderen Erfahrungen zu hören und dankbar für jede Antwort :-)
ustoni
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Mo, 10.10.22, 18:37

Jede unnötige Steckverbindung stellt immer eine Fehlerquelle dar. Was man bei flexiblen und starren Streifen auf keinen Fall unterschätzen sollte, ist die Korrosion. Insbesondere wenn Kontaktfläche des Streifens und Steckverbinder aus unterschiedlichen Metallen bestehen, ist ein Ausfall praktisch vorprogrammiert.
Von den beiden verlinkten Verbindern stellt die Paulmann-Version noch den besten Kompromiss dar, da ein Teil der Verbindung direkt auf den Streifen aufgelötet wird.

Mit flexiblen Streifen habe ich zwar keine Erfahrung, da ich normalerweise starre Streifen verwende, das Prinzip dürfte aber das gleiche sein.
Vor einigen Jahren hatte ich mal einen interessanten Fall. Als Ersatz für eine Leuchtstoffröhre hatte ich in einer Aquarienabdeckung einen starren LED-Streifen (FR4, beidseitige Leiterbahnführung) eingebaut. Spritzwasserschutz war dabei vorhanden. Ergebnis: nach nicht einmal 2 Monaten leuchtete nur noch die 3er-Gruppe LEDs am Kabelanschluss - also praktisch ein Totalausfall.
Nach Ausbau musste ich dann feststellen, dass alle offen liegenden Leiterbahnen (ist ja meist an den vorgesehenen Trennstellen so) korrodiert waren - und zwar so stark, dass mehrere Verbindungen regelrecht weggefressen waren. Die hohe Luftfeuchtigkeit unter der Abdeckung hat ganz erheblich schneller zu einem Ausfall geführt als ich angenommen hatte.

Das dürfte auch bei Streifen im Betrieb bei normaler Luftfeuchtigkeit passieren, dauert dann nur entsprechend länger.

Seitdem löte ich bei solchen Streifen zuerst die Kabel an und überziehe die Streifen inklusive der gereinigten Lötstellen beidseitig mit einer Schicht klarem Bootslack auf Wasserbasis. Korrosionsprobleme sind seitdem nicht mehr aufgetreten.

Sollte eine Trennbarkeit von Streifen und Kabel erforderlich sein, kann man jederzeit zwischen angelöteten Kabeln und Stromzufuhr Standard-Stecker und Kupplung einbauen. Ob man hierfür Hohlstecker, DIN-Stecker oder andere Normen verwendet spielt dabei keine Rolle - Hauptsache ist nur, dass sowohl bei Stecker als auch bei der Kupplung Versionen mit geschlossenem Gehäuse verwendet. Das bietet ausreichende Kontaktsicherheit und schließt Korrosion praktisch aus.
Borax
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Do, 13.10.22, 16:18

Sehe ich genauso. Ich löte auch alles. Zum Schutz vor Korrosion verwende ich meist Plastik 70 von Kontakt Chemie: https://www.amazon.de/KONTAKT-CHEMIE-74 ... B001JK9FME . Damit habe ich nicht mal in meiner Sauna Probleme (sind aber nur LEDs von einer 7 Segment Anzeige - nicht zur Beleuchtung). Bei LED Streifen hatte ich das Problem aber bisher nicht - die habe ich aber noch nie in feuchter Umgebung verbaut.
ustoni
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Do, 13.10.22, 22:31

Hier mal ein Beispiel aus einem älteren Beitrag (Januar 2018) von mir:
SMD Korrosion.jpg
SMD Korrosion.jpg (53.84 KiB) 2163 mal betrachtet
In den damaligen Bastelzeiten hatte ich auf ein Stück eloxiertes Aluminium ein paar verzinnte Kupferstreifen als Leiterbahnen aufgeklebt und die 3 (jetzt völlig veralteten) Nichia-LEDs aufgelötet. Zweck: Ersatz einer Glühbirne der Innenraumbeleuchtung meines PKW. Hat wunderbar funktioniert und war im Vergleich zur alten Glühfunzel wahnsinnig hell.
Das Foto entstand nach ca. 3 Jahren Betrieb. Ist natürlich ein Extrembeispiel.
Mit einer solchen Korrosion hatte ich aber wirklich nicht gerechnet.

Habs dann mit einem ähnlichen Aufbau (natürlich mit aktuelleren LEDs = noch heller) ersetzt, vor Einbau aber alles mit Parkettlack überzogen.
Sieht jetzt noch genauso aus wie vor 4 1/2 Jahren.

Langfristig sollte man die entstehende Korrosion also wirklich nicht unterschätzen. In Wohnräumen reden wir dabei aber natürlich über Zeiträume von mehreren Jahren.
Bei Außenanwendungen (z.B. Terrasse, Wintergarten etc.) würde ich aber einen Überzug mit Parkett- oder Bootslack auf Wasserbasis dringend empfehlen. Sonst ist es mit der Beleuchtung schneller vorbei als man denkt.
JackyDean
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Fr, 14.10.22, 10:14

Vielen Dank für die Erfahrungen und Tips! Das mit dem Bootslack kannte ich noch gar nicht. PLASTIK 70 hatte ich ab und an schon eingesetzt. Ist der Bootslack hier noch besser geeignet? Es treten auch auf Dauer keine Farbverfälschungen auf, z.B. durch UV-Licht?

@ BORAX: Bedeutet dein letzter Satz, dass du bei LED-Streifen in trockener Umgebung bisher bei den Lötstellen auch ohne Plastik 70 noch nie Probleme hattest, korrekt? Du hast aber auch dort bei den Streifen alles gelötet und keine Stecker / LED-Streifen Verbinder genutzt?

Auf der Light & Building hatte ich länger mit jemandem gesprochen, die auf Verguss von LED-Streifen / Aluprofilen spezialisiert sind. Er hatte mir eindringlich von den ganzen IP67-LED-Streifen - also denen, wo das LED-Band lose in so einem Silikonschlauch liegt - abgeraten. Nach seiner Aussage entsteht in dem Schlauch ein Mikroklima und da das Silikon auch etwas Feuchtigkeit durchlässt (sagt er) bildet sich Kondensation. Nur Verguss ist sicher. Gut, er will seine Leistung natürlich auch verkaufen. Folgt man seiner Warnung, würde das aber bedeutet, dass ein Überzug mit Plastik 70 oder Bootslack bei Außenanwendungen sogar viel besser / langlebiger ist, als jetzt die üblichen IP67 LED-Streifen mit Silikonschlauch.

Habt Ihr dazu Erfahrungen / eine Meinung?
ustoni
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Fr, 14.10.22, 11:17

Plastik 70 würde ich nur dort anwenden, wo die Streifen flexibel, also bewegbar bzw. biegbar bleiben müssen. Vorteil von Plastik 70 ist, dass der Überzug auch nach dem Aushärten flexibel bleibt.

Für alle anderen Fälle würde ich Bootslack oder Parkettlack vorziehen. Nach dem Aushärten des Lacks (trocken nach ca. 1h, vollständig ausgehärtet nach 24h) sind die lackierten Flächen dauerhaft versiegelt. Die Lackschicht ist extrem hart, kratz- und schlagfest sowie absolut luftundurchlässig. Muss ja auch so sein. Bootslack wird für den Außenanstrich von Booten verwendet, Parkettlack muss nach Aushärten begehbar sein. :wink:
Ich trage den Lack immer mit einem kleinen weichen Pinsel auf.

Boots- oder Parkettlack ist in der Anschaffung recht teuer, mit einer 1l-Dose kommt man aber Jahre aus.

Wichtig dabei ist nur, dass man einen Lösemittelfreien Lack verwendet. Sollte die Angabe auf einer Produktseite fehlen, reicht auch der Hinweis, dass der Lack wasserverdünnbar ist.

Mit Farbveränderungen brauchst du weder bei Plastik 70 noch bei klarem Bootslack rechnen.
Borax
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Mo, 17.10.22, 09:16

Bedeutet dein letzter Satz, dass du bei LED-Streifen in trockener Umgebung bisher bei den Lötstellen auch ohne Plastik 70 noch nie Probleme hattest, korrekt? Du hast aber auch dort bei den Streifen alles gelötet und keine Stecker / LED-Streifen Verbinder genutzt?
Ja. Genau so (noch keine Probleme in trockener Umgebung und grundsätzlich alles gelötet).
JackyDean
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Di, 18.10.22, 13:31

Das mit dem Bootslack werde ich auch mal testen. Hatte den bisher nur bei Holz im freien zur Verwendung.
ustoni
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Di, 18.10.22, 17:38

Etwas günstiger (preislich) ist Parkettlack (den verwende ich auch). Effekt ist der gleiche, ist aber in jedem Baumarkt erhältlich.
Da dieser meist im Innenbereich verwendet wird, ist er meist schon auf Wasserbasis (keine giftigen Dämpfe).
Bei Bootslack muss man schon etwas suchen um einen auf Wasserbasis zu finden.
JackyDean
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Mi, 19.10.22, 08:18

Danke für den Tip!
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