So nun gebe ich meinen Kommentar auch noch dazu.
Wenn im Datenblatt angegebene maximale Strom nicht über einen längeren Zeitraum überschritten wurde und die Bauteile trotzdem ausfallen, hast Du schlechte Ware erhalten und es ist ein Fall zu reklamieren. Der Fehlermechanismus den Du beschreibst ist typisch für LEDs schlechter Qualität und darf so nicht vorkommen. Die Verschiebung der Kennlinie und das "wackelige" Verhalten sind Anzeichen eines hochohmischen Überganges. In Standardpackages (5mm, 3mm, SMD) tritt zu über 90% das Problem am Bond oder am Kleber unterhalb des Bauteiles auf. Der Bonddraht (Aluminium oder Gold) wird per Ultraschall auf den metallischen Pad aufgebracht und hält bei korrektem Prozeß sehr viel aus. Dieser Draht kann sich natürlich lösen, aber mit Hausmitteln ist da weder etwas zu reparieren noch unterm Mikroskop zu sehen. Der Kleber unterm Chip ist elektrisch leitend und haftet an der metallisierten Halbleiterrückseite nicht immer so wie er soll. Wenn er sicht partiell löst, kommt es zu einem Anstieg des Übergangswierstandes. Die Kennlinie verschiebt sich und wackelt manhmal durch thermischen Einfluß von außen oder durch die Erwärmung des pn-Überganges im Chip. Bei solchen Bauteilen ist in der Regel der Chip noch unversehrt, nicht jedoch der Kleber. Dieses kannst Du leicht überprüfen, wenn Du das Bauteil von außen in der Temperatur änderst, also mit Heißluftfön oder Kältespray. Die Verspannung im Bauteil schliesst oft die geöffneten Kontakte und das Bauteil funktioniert wieder. Wieder bei Raumtemperatur ist der Fehler dann weider vorhanden. Die Idee mit der Zange geht mit viel Fingerspitzengefühl auch, aber mechanischer Stress im Package verhält sich anders als thermischer Stress. Unter Temperaturänderung werden vielleicht wieder einige Bauteile eine korrekte Kennlinie zeigen. Wie dem auch sei - die Bauteile sind zu reklamieren.
Die Temperaturunterschiede muß das Bauteil aushalten. Nach AECQ101 müssen LEDs zyklisch Temperaturtests aushalten. Üblich sind 100 Wechsel zwischen -40°C und +85°C. Da kommt Dein Hobbykeller nicht ran - hoffe ich doch
Noch ein Gedanke zur Lebensdauer. Grüne und blaue LEDs (damit auch weisse) basieren auf sehr empfindlichen Materialsystemen wie GaN oder SiC. Um möglichst lange Freude an den Bauteilen zu haben, muß man die Grenzwerte der Hersteller einhalten oder besser noch deutlich (30%) unterbieten. Höhere elektrische Leistungen im Chip lassen das Bauteil schneller altern, allerdings nicht von 10.000h garantierter Lebensdauer auf 100h, sondern dann auf 8000h, 6000h oder weniger. Wenn ein Bauteil nach 100h den Geist aufgibt oder die Helligkeit um mehr als 30% dunkler wurde, dann ist das Material schlecht oder Du hast das Bauteil deutlich ausserhalb der Zulassung gestresst! Auch hier wieder mein Fazit: ein Fall für die Reklamation, denn die anderen verbauten LEDs werden folgen, das garantiere ich!
Die Junction Temperatur bestimmt unterm Strich die Lebensdauer des Bauteiles. Bei den meisten LEDs ist diese Temperatur auf maximal 100°C festgeschrieben in den Spezifikationen und man sollte diese Temperatur auch einhalten. Denn nur wenn der Chip nicht heisser betrieben wird, sind die 10.000h zu erreichen. Als Daumenwert sagt man, das eine Temperturerhöhung von 10°C über der zulässign die Lebensdauer halbiert. Also wenn die Bauteile bei 110°C im Chip betrieben werden, dann erreichen die Bauteile nur noch etwa 5000h Lebensdauer. Leider kann man mit Hausmitteln die Temperatur im Chip kaum messen. Dazu benötigt man ein digitales Speicheroszilloskop oder einen schnellesn AD-Wandler aber das ist nicht das Thema hier ...
Gruß
kokisan