Subjektiver CRI bei LEDs besser als bei Leuchtstoffröhren?

Moderator: T.Hoffmann

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Sa, 03.01.09, 02:01

Ich habe mir mal mit Hilfe einer CD als "poor man's prism" die Spektralfarben dieser High-Power-Leiste angeguckt und festgestellt, dass nach einem Violett, bzw. Tiefstblau erstmal eine komplette LÜCKE im Spektrum hat.

Meine ultra-warm-weiße-billig-Lichterkette von reichelt hat an genau dieser Stelle im Spektrum ein normales Blau.

Die warm-weiße Seoul Z-LED P4 mit CRI 93 dagegen hat ein durchgängiges Spektrum, das einen geringeren Violettanteil, dafür aber erheblich mehr normales blau enthält. Die beste Lichtqualität, die ich bei einer LED bisher gesehen habe, von einer Glühlampe praktisch nicht zu unterscheiden. Leider aber mit 35-40 lm/W kaum effizienter als eine Halogenlampe.

Meine Osram Dulux-Kompakt-Energiesparlampe mit 2700k (IMHO ist die reale Farbtemperatur eher >3000K), Farbnummer 827 zeigt wie zu erwarten besonders beim roten einen Mangel im Vergleich zu allen weißen LEDs, aber das rot ist immerhin vorhanden!

Subjektiv würde ich die Seoul-LED auf Platz 1 beim CRI setzen, die Osram-Kompakt-ESL auf Platz 2 und die Warm-Weiße High-Power-Leiste auf Platz 3. Zwar ist die SMD-Leiste bei rot besser als die Kompakt-ESL, aber in allen anderen Bereichen wirkt die ESL besser/natürlicher und so wirklich richtig schlecht ist auch bei dieser die rot-Wiedergabe nicht. (Es ist immerhin kein billig-Produkt, sondern hat sogar eine Farbnummer: 827, d.h. ein CRI von mindestens 80 (i.d.R. 85) bei 2700 Kelvin.

Was mich nun aber etwas stutzig macht, ist dass ihr bei Lumitronix sowohl für die Seoul-LED einen CRI von 93, als auch bei der SMD-High-Power-Leiste einen CRI von 93 angebt.
Immerhin ist hellblau bei der SMD-Leiste so stark unterrepräsentiert, dass ich bei den Spektralfarben auf meiner CD dort regelrecht eine kleine Lücke erkenne, müsste der CRI folglich nicht zwangsläufig schlechter ausfallen als bei der Seoul-LED, deren Spektrum kontinuierlich ist?

Und noch etwas interessantes zum Nachdenken für alle, auch für mich ;-) : Bei Leuchtstoffröhren sieht man bei Spetralangaben Stellenweise mehrere Peaks oder gar Lücken. Bei LEDs dagegen ist in den Datenblättern eigentlich immer nur beim blauen (der eigentlichen Leuchtfarbe des Chips) ein gigantischer Peak und dann - oft nach einer beinahe-Lücke im Cyan - eine realativ gleichmäßige Kurve zu sehen, jedenfalls keine weiteren Peaks.

Liegt das nur an der Darstellung, oder ist es bei LEDs einfacher, ein gleichmäßiges Spektrum per Leuchtstoff zu erzeugen?

Und dann noch: vermutlich ist der Mensch wie bei Klängen auch beim Licht recht anpassungsfähig, solange alle Farben des Spektrums zumindest vorhanden sind. Genau das (fehlendes rot) wird ja oft bei (dann i.d.R. ziemlich minderwertigen) Energiesparlampen kritisiert. Auch meine Osram-ESL ist kein "Meister des rot", erzeugt es aber schon deutlich sichtbar, so dass auch rote Farben nicht braun aussehen.

Diese Probleme der fehlenden Farbanteile gibt es bei weißen LEDs also möglicherweise nicht (zumindest der Rotanteil scheint bei weißen LEDs kein Problem zu sein), bzw. wenn es fehlende Farben gibt, dann eher im Cyan-Bereich, wo es möglicherweise weniger auffällt, da Cyan einfach keine gängige Farbe für irgendwelche Gegenstände ist.

Meine gewagte Theorie: weiße LEDs verfälschen gegenüber einem CRI von 100 die Farben kontinuierlich und damit weniger auffällig, während Leuchtstoffröhren die Farben an einigen Stellen extrem verfälschen und dies dadurch auch extrem störend auffällt(?)

Was meint ihr dazu?

PS: Ich wäre dafür, dass alle Produkte eine Grafik mit ihrem Farbspektrum bekommen und außerdem der CRI angegeben wird, egal wie gut oder schlecht er ist. Und die lm/W bei maximal zulässigem, sowie halbem ("""typischem""") Strom.
Carsten
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Sa, 03.01.09, 13:09

Hallo,

die Frage ist, was soll angestrahlt werden?
Alleine die Vielfalt bei Leuchtstoffröhren und die verschiedenen Herstellerphilosophien, bieten für jeden Zweck ihr individuelles Leuchtmittel.

Sieht man eine einbandenröhre im Vergleich zu einer dreibandenröhre, ist das im Anblich auf das angeschaltete Leuchtmittel nicht wirklich ein Unterschied zu sehen...

Wenn man aber das Reflektierte Licht sieht, ist da schon unter Umständen ein erheblicher Unterschied. Dies wird dann auch noch mit dem persönlichen Empfinden potentiert... in Sachen LED´s findet kein solch ein Mischmasch statt wie bei einer Röhre. Da geht es im Prinzip auf den Peak.
Im Profi Beleuchtungsbereich werden daher auch gerne Entladungslampen mit entsprechenden Filtern genommen, da spricht man von einem Farbwiedergabewert.

Aber, Grundfrage ist, was will angeleuchtet werden?
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Sa, 03.01.09, 14:19

Hallo, herzlich Willkommen im Forum!
Also wenn man nicht gerade nur Signalzwecke benötigt, dann will man immer irgendwas anleuchten (in meinem Fall Wohnräume).

Mir geht's hauptsächlich darum, herauszufinden, ob LEDs trotz gleich schlechtem CRI/Ra (z.B. ~70) möglicherweise wesentlich weniger gruseliges Licht abgeben, als schlechte Leuchtstoffröhren.

Das, was in Baumarkt-Röhren als "Daylight" (ohne Farbnummer, ohne Spektrum-Angabe) bezeichnet wird, sendet ein Licht aus, das einfach nur als "fahl", "kalt", "gruselig", "Laternenlicht" oder "deprimierend" bezeichnet werden kann. Auch die LEDs in billigen Taschenlampen gehen in diese Richting, wenn auch das Licht weniger eklig ist als bei billigen Leuchtstoffröhren, dafür ist es meist stark blaustichig.
Die Farbwiedergabe ist bei beiden minderwertigen Lichtquellen gleich unerträglich, wenn auch anders.

Leuchtstoffröhren mit Ra <80 gelten i.A. als unkaufbar. Bei LEDs sind aber derzeit leider noch Ra-werte zwischen 70 und 80 die Regel --- nur möglicherweise lässt das Licht einer cree Q5 mit CRI/Ra ~70 Gegenstände auch nicht weniger Farbecht erscheinen als eine Leuchtstoffröhre mit CRI/Ra ~85, weil eben bei der LED das Spektrum gleichmäßiger verläuft. :?:

Kann das jemand bestätigen oder dementieren?
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Sailor
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Sa, 03.01.09, 16:58

Wer Fotos oder Druckvorlagen beurteilt, kann mit dem CRI einer Lichtquelle nichts anfangen. Ein Strahler mit etwa 5 Peaks kann schon einen CRI nahe 100 erreichen, obwohl die wichtigen Farben in den Peaks fehlen. Der CRI hat nichts mit einer gleichmäßigen Spektralverteilung zu tun, dazu fehlen auch noch die wichtigsten Farben in der Norm. Vor allem Rot, Gelb, Blau und Grün gehen in der Norm unter. Ist eine dieser Farben in reiner Form mangelhaft, hat es keinen Einfluss auf den CRI.

Es ist ein Unterschied zwischen dem allgemeinen Farbwiedergabeindex (CRI,Ra) und dem Farbwiedergabeindex und Farbwiederwert. Dabei hat der allgemeine Farbwiedergabeindex die geringste Aussagekraft bezüglich der Natürlichkeit der dargestellten Farben.
suntreff
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Sa, 03.01.09, 17:18

Ich finde auch den Farbtemperaturwert aussagekräftiger als den CRI-Wert.
In der Fotografie wird ja auch dieser Wert bestimmt.
Dort habe ich noch nie was von CRI gehört.
Den Begriff CRI kenne ich erst seit dem Forum und dem Umgang mit Hochleistungs-LED's.
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Sa, 03.01.09, 17:27

suntreff hat geschrieben:Ich finde auch den Farbtemperaturwert aussagekräftiger als den CRI-Wert.
Das ist in etwa so, als wenn Du sagst: "Ich finde die Wassertemperatur aussagekräftiger als die Reinheit des Wasser." :roll:
Oder auch: "Nachts ist es kälter als draußen", "Cola schmeckt besser als aus dem Glas", etc. ...
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Sa, 03.01.09, 21:26

Hihi.. *g* Du hast noch einen vergessen: "Was ist der Unterschied zwischen einem Laubfrosch?"

Also ein deutliches Beispiel habe ich bei mir in den drei kleinen nebeneinanderliegenden Räumen Küche Flur und Bad. Alles drei Leuchtstofflampen mit der Lichtfarbe 840, trotzdem stark unterschiedlich.
Küche: Kompaktleuchtstofflampe mit integriertem Vorschlaltgerät und E27-Sockel: stark rotstichig.
Flur: 2. 13 W T5-Leuchtstofflampe, auch von Osram: nicht rotstichig - subjektiv vielleicht ein bisschen Richtung gelb.
Bad: 36 W T8-Leuchtstofflampe von Philips: im Vergleich zum Flur etwas rotstichig aber längst nicht so stark wie in der Küche.
Gut, 2x Osram, 1x Philips, die können schon mal unterschiedliche Leuchtstoffe haben, n bisschen hängts aber auch von der Ansteuerung ab. Keine Ahnung, ob verschiedene Frequenzen oder Signalformen im Spannungs-/Stromverlauf da ne Auswirkung haben, im Bereich der einfachen Drosselvorschaltgeräte kommen bei kompensiert/unkompensiert, besonders wenn dann noch ne Spannungsabsenkung dazwischen ist, schon mal unterschiedliche Farben vor.
suntreff
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Mo, 07.12.09, 23:29

Die neue Nichia NS6L183 WW hat für mich die Beste Farbwiedergabe aller bisher gesehenen LED's.
Wenn ich die mit der Seoul P4 vergleiche ist die Seoul aschig und ineffizient so wie so.
So sieht man wieder klar wer den Markt führt und das sind Cree und Nichia.
Wobei die XP-G R4 als kaltweiß mir sehr gut gefällt.
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Di, 08.12.09, 01:08

Ich nehme mal sinngemäß vorweg: "Die Nichia 'kann' ja gar keine gute Farbwiedergabe haben, da sie zwar einen hohen CRI hat, der aber nix aussagen muss..." <stichel> :mrgreen: Das mag sogar zutreffen, aber die Realität sieht eben freundlicherweise doch besser aus, als sie nach der angestaubten CRI-Definition wohl müsste. :D

Mal ehrlich: wenn ein Hersteller sich bei LEDs schon löblicherweise Gedanken über den CRI macht, wird er ganz sicher auch die Grundfarben rot, grün und blau mit berücksichtigen, egal, ob irgendeine Norm diese nun enthält oder man vor lauter Pastelltönen vergessen hat diese in die Norm mit aufzunehmen.

(Gibt es zum CRI wirklich eine und nur eine "Norm"? Wie kommt es, dass ich vor einigen Monaten ein PDF mit einer Studienarbeit darüber gefunden habe, dass man den CRI auf völlig verschiedene Arten bestimmen kann, die dann auch verschiedene Ergebnisse liefern? Die eine, laschere Art bescheinigt weißem Licht aus R, G, B-LEDs zusammengesetzt einen höheren CRI als die strengere, die wohl eher die üblicherweise angewandte sein dürfte)


Ganz wie erwartet haben die Nichia NS6L183 eine sehr gute Farbwiedergabe und das ist mit SICHERHEIT der Eigenschaft geschuldet, dass Nichia hier besonderes Augenmerk auf den CRI gelegt hat und ganz sicher auch R, G und B berücksichtig hat! Und dass die "nur" mit CRI 85 im Datenblatt angegeben sind, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie u.U. auch die SMD-High-power-Leiste schlagen, denn die hat nur im allerbesten Fall einen CRI von 93. Da nichia ja aher konservative Angaben macht, ist vermutlich bei der NS6L183 u.U. z.T. mehr als ein CRI von 90 zu messen. Das zu erforschen sollte Lumitronix mit dem Messlabor nun doch vielleicht mal in Angriff nehmen...


Ich werde mir die Nichia demnächst auch bestellen und falls irgendwann mal eine Aktion kommt auch gleich noch ein paar mehr. Die XP-G gucke ich mir die nächsten Tage mal an, hab sie gerade "drüben" im R5-Rank bestellt. Wie kommt es eigentlich, dass die XP-G R4 dort und auch bei Lumitronix _gleichzeitig_ ausverkauft ist? Habt ihr ein gemeinsames Hauptlager oder bildet ihr eine Einkaufsgemeinschaft? :shock: 8)
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Sailor
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Di, 08.12.09, 15:37

CRI 93+ / Ra 93+ hat geschrieben:Ich nehme mal sinngemäß vorweg: "Die Nichia 'kann' ja gar keine gute Farbwiedergabe haben, da sie zwar einen hohen CRI hat, der aber nix aussagen muss..." <stichel> Das mag sogar zutreffen, aber die Realität sieht eben freundlicherweise doch besser aus, als sie nach der angestaubten CRI-Definition wohl müsste.
Nöö, da habe ich wohl genug dazu gesagt ...

Zur Farbdarstellung bzw. zum Farbsehen finde ich u.a. diese Seite interessant: http://www.johannes-leckebusch.de/Farben/Farbkreise.htm, auch das Vorwort: http://www.johannes-leckebusch.de/digital11/

Sehr gut und verständlich geschrieben und anschaulich bebildert.

Dazu noch einige Spektralkurven: http://www.sun-doping.eu/de/docs/MacLif ... gleich.pdf
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Di, 08.12.09, 21:03

Für die sehr informativen Links * * * * * Sterne. Es ist ja auch richtig, dass es eben nicht ausreicht, wenn die LED nur bei bestimmten Wellenlängen einen Peak hat. Das Problem haben aber Leuchtstoffröhren viel eher als LEDs, LEDs haben auch bei geringem CRI immerhin außer bei üblicherweise cyan keine Lücke, fallen im roten aber u.U. scteil ab.

Von der Farbwiedergabe her hochwertige LEDs sind fast immer warmweiß und haben fast keine bis wirklich keine Lücke mehr bei cyan und auch ansonsten keine großen Lücken (wenn man den Diagrammen in den Datenblättern glauben kann).

Das Problem, das bei Erfassung (bzw. Ausleuchtung) von nur unvollständigem Spektralbereich entsteht ist besonders im ersten Links sehr schön erklärt und daran habe ich auch gar nicht gezweifelt. Nur trifft dies eben auf Leuchtstoffröhren (und da vor allem auf die, die keine Vollspektrumlampen sind) eher zu als auf LEDs.

Wobei natürlich kaltweißen LEDs im roten Bereich etwas fehlt und meist auch bei cyan. Aber sonst ist eigenltich alles da. Bei warmweißen ist die Verteilung anders, wie genau hängt natürlich immer von der LED ab und kann am besten im Herstellerdatenblatt nachgeguckt werden.

PS: Hinter dem ersten Link kann man ganz unten auf der Seite das Spektrum einer mittlerweile als Osram Biolux vermarkteten 965er-Vollspektrumröhre sehen. Darüber das von schlechteren Leuchtstofflampen.
TomSoniq
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So, 02.01.11, 13:23

Hallo,

da ich das Licht von "warmweißen" (3-Banden)-Energiesparlampen als ziemlich unbrauchbar empfinde, habe ich auch mal angefangen, mich mit dem Thema Spektrum, Farbwiedergabeindex, etc. zu beschäftigen.

Das Fass zum überlaufen brachte schließlich eine kleine, schöne Glasskulptur, die sowohl unter Tageslicht als auch unter Glühlampenlicht schön kräftig violett aussieht, im Licht der üblichen 827 ESL jedoch grässlich blass türkis. Auch erscheinen viele andere Farbtöne der Möbel und Polstermöbel im Wohnzimmer in diesem Licht vergleichsweise viel zu dunkel.

Leuchte ich die Skulptur des Anstoßes mit einer handelsüblichen Cree XR-E 7090 an, sieht sie subjektiv fast genauso violett aus wie unter Tageslicht.

Zurück zum Thema, und gleich eine Frage: Kann es sein, dass der CRI angibt, wie dicht die Farbwiedergabe einer Lichtquelle am Tageslicht liegt? Von daher können warmweiße (2700K oder weniger) Lichtquellen per Definition ja gar keinen guten CRI haben, weil sie dafür viel zu viel langwelligen und zu wenig kurzwelligen Anteil haben.

Mich interessiert also viel mehr: Wie nah kommt eine beliebige energieeffiziente Lichtquelle dem sichtbaren Spektrum einer Wolframlampe? Denn genau das ist das Licht, das ich in meinen Wohnräumen am Abend haben möchte. Wenn es draußen dunkel geworden ist, möchte ich also "gemütliches" Licht, und das sieht beim besten Willen nicht so aus, wie Tageslicht mit 5500K oder mehr. Dennoch sollte dieses "gemütliche" Licht ein möglichst lückenloses Spektrum haben, um Farben nicht zu verfälschen.

Wenn ich mir jetzt die Spektren von "normalen" weißen bzw. warmweißen LEDs ansehe, dann haben sie eigentlich nur die eine bereits erwähnte Lücke im Türkis. Der Halbleiter liefert den Peak bei 450nm. Der Leuchtstoff deckt von 550-650nm alles sehr gut ab und reicht sogar noch brauchbar von 525-675nm. Dagegen sind 3-Banden-ESL ja nur gruselig. Jenseits von 610nm (Orangerot) tut sich eigentlich gar nichts mehr, und dann gibt es noch zwei schmale Hauptpeaks bei 540nm (Grün) und 430nm (Blau). Gerade noch erwähnenswert ist ein 25% Peak bei 480nm (türkis), dazwischen ist tiefstes schwarz.

Ich glaube, ich werde mich mal näher mit den Nichia LEDs beschäftigen und mir ggfs. daraus meine "Wohlfühl-Leuchtmittel" selber bauen.
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strenter
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So, 02.01.11, 14:01

TomSoniq hat geschrieben:Zurück zum Thema, und gleich eine Frage: Kann es sein, dass der CRI angibt, wie dicht die Farbwiedergabe einer Lichtquelle am Tageslicht liegt? Von daher können warmweiße (2700K oder weniger) Lichtquellen per Definition ja gar keinen guten CRI haben, weil sie dafür viel zu viel langwelligen und zu wenig kurzwelligen Anteil haben.
Zur Definition vom CRI verweise ich auf den korrespondierenden Artikel in der Wikipedia: CRI bzw. Farbwiedergabeindex. Ein Zitat daraus:
Der Farbwiedergabeindex ist nicht von einer bestimmten Farbtemperatur abhängig. Jede Lichtquelle, die das Spektrum eines schwarzen Strahlers gleicher (korrelierter) Farbtemperatur im Bereich der sichtbaren Wellenlängen perfekt nachbildet, erreicht einen Farbwiedergabeindex von 100.
Mit anderen Worten: Das Licht der Sonne hat keinen CRI von 100, da sie nicht das Spektrum eines schwarzen Strahlers aufweist. ;)
TomSoniq hat geschrieben:Das Fass zum überlaufen brachte schließlich eine kleine, schöne Glasskulptur, die sowohl unter Tageslicht als auch unter Glühlampenlicht schön kräftig violett aussieht, im Licht der üblichen 827 ESL jedoch grässlich blass türkis. Auch erscheinen viele andere Farbtöne der Möbel und Polstermöbel im Wohnzimmer in diesem Licht vergleichsweise viel zu dunkel.
Leuchte ich die Skulptur des Anstoßes mit einer handelsüblichen Cree XR-E 7090 an, sieht sie subjektiv fast genauso violett aus wie unter Tageslicht.
Bliebe die Frage nach anderen Leuchtmitteln, z.B. Halogen. Diese sind aufgrund ihrer höheren Glühwendeltemperatur kälter als Standard-Glühlampen, haben also mehr Blauanteile.
olafh
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So, 02.01.11, 17:14

Hallo,

Um mit dem CRI herumzuspielen, habe ich mir mal eine Lampe gebaut, die es erlaubt verschiedene LED Farben zu mischen. Also kein RGB, sondern (13+12=24) WW P4 , 3x Luxeon Rebel II Amber, 3x Luxon Rebel Cyan und 6x Edison Deep Red. Das sind insgesamt 5 LED Stränge die einzel gedimmt werden können. Hier mal ein Beispiel, damit Ihr es Euch besser vorstellen könnt:
19-DiffusorRing.jpg
Es ist möglich mit Hilfe einer FB 10 Programme zu erstellen und abzuspeichern, daurch kann man schlagartig zwischen verschiedenen Stimmungen umschalten. Hier mal ein Beispiel wo ich die Lampe so Programmiert habe, das das Licht nicht mehr von dem einer 60W Glühlampe zu unterscheiden ist:
28_LED_vs_60Watt.jpg
Das Umschalten zwischen verschiedenen Lichtsituationen ist wirklich interessant. Im direkten Vergleich wirken die WW P4 in der Tat "geisterhaft" auch wenn ich schon oft gelesen habe, dass die P4 angeblich ein besonders schönes Licht machen sollen. Besonders das Hinzuschalten von Cyan macht die Situation schon viel angenehmer das Licht wirkt dann aber entsprechend grünlicher. Das Gleiche gilt auch für das Hinzufügen von Tiefrot (ohne Cyan) nur wirkt das Licht dann rötlich. Schaltet man jedoch Cyan + Tiefrot gleichzeitig hinzu dann wirkt das Licht wieder ausgeglichen. Betrachtet man die Umgebung beim Umschalten der verschiedenen Lichtstimmungen dann will man NIE NIE NIE mehr auf einen Hohen CRI verzichten. Jedenfalls geht es mir so, seit ich diese Lampe gebaut und einige Tage damit herumgespielt habe. Seit dem ist ein hoher CRI für mich DAS Merkmal welches ich als kaufentscheidend befinde.

Ich habe für mich jetzt die 10 Programme belegt und wähle je mehr es zum Abend geht die wärmeren Lichtstimmungen aus.

Ein frohes neues Jahr wünscht
Olaf
TomSoniq
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Mo, 03.01.11, 12:03

@strenter: Oh, vielen Dank für den Hinweis auf die korrekte CRI Definition. Es müsste also tatsächlich möglich sein, statt der üblichen "827" Lampen (2700K / 80%) auch "927" oder "925" Varianten zu bauen, sowohl im Leuchtstoff- als auch im LED-Sektor.

@olafh: Geniale Idee! Ich hatte auch schon daran gedacht, warmweiße LEDs zu verwenden und deren Lücken im Spektrum mit einfarbigen LEDs zu füllen. Interessant finde ich, dass Du nicht nur Cyan und Tiefrot sondern auch noch Amber dazunimmst.

Wie sind eigentlich diese Bioledex Cluster (aus haufenweise Superflux LEDs) aufgebaut? Sind die allesamt WW, oder mischen die da auch einige tiefrote und türkisfarbene darunter? Habe so ein Ding noch nie leuchten gesehen.

Vielen Dank und ebenfalls frohes neues (und angenehm beleuchtetes) Jahr an alle!
turi
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Zum Thema CRI hatte ich mal eine kleine Abhandlung in meinem Blog geschrieben: http://www.led-studien.de/2010/09/02/de ... er-praxis/ (die hat natürlich keinen wisschenschaftlichen Anspruch).

Im Laufe eines Projektes haben wir viele weiße LEDs getestet und auch vermessen. Am besten kamen da die Nichia weg (NS3L183 bzw. NS3W183). Ziel ist es dabei, Normlicht für die Farbabmusterung zu bekommen. Aufgefallen ist, dass alle LEDs eine Lücke im Spektrum bei 480nm haben (blau). Das führt zu einer Farbverschiebung (Metamerie) von blau nach violett für das menschliche Auge. Ich habe auch noch ein paar Testfotos gemacht, aber noch nicht weiter selektiert. Kommt irgendwann auch noch ...
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Waren Deine Nichias im -H1-Binning? Hier gibt es die Nichia 119 im -H1-Binning zu kaufen, die hat einen CRI von um die 95 und in irgendeinem PDF von Nichia ist erklärt, dass sie nicht nur in den für die Standard-CRI-Messung relevanten Spektralanteilen, sondern auch in denen dazwischen eine sehr ausgewogenes Spektrum bietet.

Die jetzt noch mit 2700 bis 2900 Kelvin und ich schlag' zu!
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Mo, 03.01.11, 14:21

Die sind direkt von Nichia und im H1-Binning. Die warmweißen sind sw35, die kaltweißen sw57. Mit beiden wird eine Farbtemperatur von 5000K kalibriert. Die warmweißen haben eine etwas bessere Kurve, wenn sie allein betrieben werden. Anbei mal eine Messung, die allerdings nicht kalibriert ist. Wenn das der Fall ist, ist der Knick bei 480nm noch größer.
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