Wandleuchte "Navi"

Anleitungen für "hausgemachte" LED Projekte

Moderator: T.Hoffmann

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Do, 19.11.09, 20:35

Nachdem wir schon öfter hier im Forum über Plexi- (Bastler-) Glas und dessen Verformung geschrieben haben, will ich heute eine einfach nachzubauende praktische Anwendung als Anregung vorstellen: meine Wandleuchte "Navi".

Zunächst die Vorgeschichte:

Das Abdeckglas einer meiner selbstgebauten Leuchten musste erneuert werden. Da es nur ein Stück Plexi mit einem 120° Winkel war, Schenkellänge jeweils 4cm und 30 cm Länge sollte dieses Glas mein Erstlingswerk der Formgebung in Positivtechnik werden.

1. Versuch

2 Holzbrettchen im Winkel mit Abklebeband (Kreppband) zusammengehalten, einen 10 cm breiten und 30 cm langen Streifen zentriert auf die Spitze balanciert und ab in den Gasbackofen. Bis 170° aufgeheitzt und gestaunt:

Bei etwa 150° beginnt die Schwerkraft deutlich zu wirken, die Schenkel wandern in Richtung der Flächen der Brettchen. Gleichzeitig beginnt das Glas sich milchig zu verfärben.

Nach dem Abkühlen die Enttäuschung: Das Glas hatte sich teilweise so weit in die Holzmaserung verbissen, dass kleine Holzteilchen nur durch wegschleifen aus der Glasrückseite zu entfernen waren, die Spuren des Abklebebandes waren deutlich zu sehen und das schlimmste: das Glas war ncht mehr ganz 29 cm lang

Aber: die sichtbaren Oberfläche war perfekt: sauber verlaufenes Glas mit einer glänzenden, edel wirkenden Oberfläche und eine gleichmäßige milchig-weiße Durchdringung des Glases.

2. Versuch:

Brettchen mit Backpapier als Trennmittel überzogen und auf 32 cm abgeschnitten: Das perfekte Ergebnis!

Das macht Mut zu komplizierteren Formen!

Als Form musste nun eine aufgeschnittene Konservendose herhalten, die viele Verstärkungsrillen aufwies. Längs aufgeschnitten sollte sie die Basis meiner Wandleuchten werden.

Hier die Zutaten:
WL-Navi_1.jpg
Links oben die aufgeschnittene Konservendose, rechts daneben das erste "gebackene" Glas in Rohform unten das zugeschnittene Stück für die 2. Leuchte (dieses Glas hatte Wassertropfen als Muster).


Zwei Bilder aus dem Backofen, schon in der Abkühlphase (vorher wagte ich nicht, den Backofen zu öffnen). Die höchte Temperatur war auch hier 170°C.
WL-Navi_2.jpg
WL-Navi_3.jpg
Das erste Glas ist zugeschnitten (mit er Stichsäge) und auf Maß gebracht, das zweite in "Ofenform".
Alu-Träger und Holzteile werden angepasst.
WL-Navi_4.jpg
Alles verklebt und eine Leuchte schon im ersten Lack. Das Alu-Stück unten wird die Wandhalterung und trägt gleichzeitig die LED (Kühlfläche).
WL-Navi_5.jpg
Die Halterung an der Wand, Die Verkabelung von der alten Leuchte wurde später geändert, die Wand wird später neu gelackt.
Ein an Schalter wird auch fällig.
WL-Navi_6.jpg
Erster Versuch, der Deckel liegt noch lose drauf...
WL-Navi_7.jpg
... und am Platz
WL-Navi_8.jpg

Werkzeug:
Stichsäge
Feile
Schleifpapier

Alles andere sieht man wohl auf den Bildern.

Viel Spaß beim Experimentieren mit Bastlerglas, auch wenn ich nicht weiß, ob eine so schöne milchige Durchfärbung auch im Elektroherd möglich ist!
Klitschko
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Do, 19.11.09, 22:14

Schick geworden, ich vermute wenn man es nicht wüsste und man würde sie so an ort und stelle hängen sehen, das sie schon immer da hing und orginal da hingehört!
Ragnar Roeck
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Do, 19.11.09, 23:25

Sehr schön und macht Mut, auch mal in die Verformung einzutauchen. Ich nehme an, man kann die Riffelung in Betrieb sehen?
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Do, 19.11.09, 23:49

Hmm, aus dem Ofen möchte ich ja nicht unbedingt noch essen... obwohl sich die Ausdünstungen bei Plexi wohl in Grenzen halten, solange es nur weich wird.
Dennoch empfehle ich eine Heißluftpistole, auch wenn man sich da mehr Mühe für eine gleichmäßige Erwärmung geben muss. Dafür geht's aber auch erheblich schneller.
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Fr, 20.11.09, 08:00

Ragnar Roeck hat geschrieben:Ich nehme an, man kann die Riffelung in Betrieb sehen?
Das war mein Ziel. Ausgehend von meinen Erfahrungen mit verschiedenen Linsen in Navigationsleuchten tbin ich davon ausgegangen, dass die Riffelung eine starke Spot-Bildung, wie sie auf diese kurze Entfernung sonst unausweichlich ist, vermindern wird.

Genau das ist eingetreten. Es ist aus allen Blickwinkeln ein langer Lichtbereich von oben nach unten zu sehen, der zu den Rändern oben und unten hin etwas schwächer wird. Es wirkt, als sei eine Langfadenbirne ähnlich einer Soffitte drin.

Aufgrund der hohen Helligkeit des gesamten Glases kann man so auf die Leuchte blicken, ohne im geringsten geblendet zu werden.
CRI 93+ / Ra 93+ " hat geschrieben:Hmm, aus dem Ofen möchte ich ja nicht unbedingt noch essen... obwohl sich die Ausdünstungen bei Plexi wohl in Grenzen halten, solange es nur weich wird.
Bei diesen Temperaturen sind die Ausdünstungen nicht bemerkbar, absolut kein Vergleich mit dem deutlich wahrnehmbaren Geruch bei den Versuchen mit der Heißluftpistole. Dieser gleichmäßige Verlauf ist auch mit der Heißluftpistole nicht hinzukriegen. Es sei denn, Du arbeitest in einem kleinen Kasten, der mit der Heißluftpistole nur aufgeheizt wird. Das hast Du halt auch einen Backofen.

Versuche mit einigen Reststückchen haben gezeigt, dass schon kleine Temperaturunterschiede, die durch einen kurzen Blick in den spaltbreit geöffneten Ofen zu unterschiedlichem Verlauf führen.

Wenn die Temperatur auf 160° bis 170° begrenzt bleibt, wird die Frau (bzw. Mutti) nicht merken, welchen Kuchen Du da gebacken hast. Die riechbaren Ausdünstungen waren beim Schneiden mit der Stichsäge und beim Feilen der Schnittkanten stärker.

Zur Verformung reichen 160° aus. Auf die 170° bin ich nur gekommen, weil der Ofen keinen Termostaten hat und ich bei 160° die Flamme kleiner gedreht habe. dabei ist die Temperatur auf 170° hochgelaufen. Dies, und ein langsames Abkühlen führte zu dem gleichmäßigen Verlauf und einer absolut gleichmäßigen Durchfärbung.

Zum Kleben der Alu- und Holzteile war die Leuchte dann wieder im Backofen. Der verwendete 2-Komponenten-Kleber reagiert schneller und stärker bei Hitze. Dabei blieb es allerdings bei 15 Minuten und 100°.
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Romiman
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Fr, 20.11.09, 16:56

Schluckt dieses getrübte Material nicht sehr viel Licht?

Und warum eigentlich "Navi"??? (Eine Konservendose verbinde zumindest ich nicht damit...) :wink:
Waldi
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Fr, 20.11.09, 17:08

Moin,

vielleicht weil die Leuchten den Positionslampen am Boot ähneln, oder sie einem sozusagen den Weg leuchten....

CU - Dominik
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Fr, 20.11.09, 20:05

Romiman hat geschrieben:Schluckt dieses getrübte Material nicht sehr viel Licht?

Und warum eigentlich "Navi"??? (Eine Konservendose verbinde zumindest ich nicht damit...) :wink:
Vorher war eine Leuchte dieser Bauart dort:
Alte_Lampe.jpg
Zuerst 20 Watt Glühbirne, dann 10 Watt Halo, dann 1,25 LED (Q5 350 mA) drin. Der Lichteindruck wurde zwar jedesmal heller, aber kein Vergleich mit der neuen Leuchte. Die leuchtet mit der LED aus der alten Leuchte bedeutend heller, jedenfalls was den Eindruck im Raum angeht. Das hängt wohl vorrangig mit dem besseren Abstrahlwinkel zusammen.

Das Glas schluckt jedenfalls weniger Licht als aufrauhen mit Schmirgel oder ähnliche Verfahren. Da finden wohl viele Reflektionen im Glas statt, die das Licht dann nach außen lenken.

Die zweite Frage hat Waldi schon beantwortet. Die Leuchte könnte glatt als Heckleuchte in der Navigation eingesetzt werden. Nur der Abstrahlwinkel ist etwas zu groß ...
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