Sicheres Anschließen eines Netzteils

Fragen zu Schaltungen, Elektronik, Elektrik usw.

Moderator: T.Hoffmann

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Philuminati
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Do, 14.06.18, 16:45

Hallo,

Ich habe mir für ein aktuelles Projekt eine Netzteilplatine besorgt. Diese soll 230 Volt Wechselstrom in 5 Volt Gleichstrom bei maximal 2 Ampère umwandeln. Ein Bild von der Platine hänge ich an diesen Post an. Meine Frage ist nun, wie ich bei dieser winzigen Platine sicher die Drähte des Netzkabel anbringe (um Kurzschlüsse und Kabelbrände zu vermeiden). Die linke Seite sind die Outputanschlüsse, rechts sind die Inputanschlüsse. Ganz rechts ist eine Beschriftung für den Nullleiter, links davon eine für Phase. Aber wenn ich mich nicht täusche, ist das bei Wechselstrom doch egal, wie rum ich die anschließe?

Danke im Voraus,

Phil
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Achim H
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Do, 14.06.18, 22:03

Die Löcher in der Platine sehen so aus, als hätten diese 1mm Durchmesser. Einlöten kannst Du dort flexibles Kabel mit 0,75mm².
r²xPi = (1mm/2)^2xPi = 0,785...mm².

Falls der Abstand Mitte Loch bis zum Gleichrichter mehr als 4mm beträgt, kannst Du auch eine Printklemme einlöten.
Das Rastermaß (Lochabstand) müsste ziemlich genau 5mm sein.

Nur als Beispiel (Link zu Reichelt): AKL 057-02
Philuminati
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Do, 14.06.18, 22:46

Der Abstand ist leider zu klein, ich habe noch ein paar Printklemmen da. Hat nicht gepasst. Wenn ich da also einfach die Kabel durch die Löcher stecke und anlöte (wie Du es beschrieben hast), ist das dann elektrisch sicher genug?
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Achim H
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Do, 14.06.18, 23:00

Kabel rein und löten ist normalerweise kein Problem. Die Litze sollte auf der Unterseite der Platine ca. 3mm weit rausschauen. Falls es mehr ist, kannst Du es nach dem Löten noch mit einem Seitenschneider kürzen. Ich würde eine Lötzeit von 3 Sekunden je Loch vorschlagen, damit das Lötzinn im Loch (ist laut Bild durchkontaktiert) gut verlaufen kann.

Allerdings hast Du dann noch keinen Berührschutz. Dafür brauchst Du noch ein Kunststoffgehäuse.

Printklemmen gibt es mit verschiedenen Rastermaßen. Unter anderem: 3.5mm, 3.81mm, 5mm, 5.08mm, 7.5mm, 7.62mm, 10mm, ...
Laut Bild müsste ein Rastermaß von 5 oder 5.08mm passen.
Philuminati
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Do, 14.06.18, 23:29

Wie wichtig ist das mit dem Berührungsschutz?
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Achim H
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Fr, 15.06.18, 02:48

Ein Kunststoffgehäuse ist immer dann erforderlich, wenn das mit Netzspannung betriebene Gerät offen herum liegt und von jedermann (beabsichtigt oder aus Versehen) berührt werden könnte.

Die Netzspannung ist lebensgefährlich!

Ein Kunststoffgehäuse ist auch dann erforderlich, wenn das Netzgerät in ein Metallgehäuse eingebaut wird, dort aber nicht befestigt wird. Fällt das Netzgerät um, können die Leiterbahnen Kontakt zum Gehäuse haben. Und dann würde das Metallgehäuse (sofern nicht geerdet) unter Spannung stehen.

Zu Deiner Sicherheit und die der Menschen in Deiner Umgebung solltest Du ein Kunststoffgehäuse verwenden.
Optimal wäre eines mit einer Wandungsdicke von mindestens 2mm, besser mehr.

Notfalls (keine Empfehlung) könnte man eine leer geräumte Plastikschachtel (wo zum Beispiel Süßigkeiten drin waren) zweckentfremden. Das wäre immer noch besser als gar kein Gehäuse. Eine Plastiktüte reicht leider nicht. Das Material ist zu dünn und könnte von den Drahtenden der eingelöteten Bauteile auf der Platine durchstochen werden.
Philuminati
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Fr, 15.06.18, 09:14

Also, das Netzteil ist zusammen mit dem Rest eines größeren Geräts in einem großen Gehäuse, teils aus Metall, teils aus Kunststoff, zu befestigen. Ich hatte ohnehin vor, die Metallteile des Gehäuses zu erden, aber da das Netzteil keine Schraublöcher hat, finde ich die Idee mit dem zusätzlichen Gehäuse eigentlich ganz gut, da ich mir das dann so basteln kann, dass es verschraubbar ist. Von außen kommt man später nicht mehr ans Netzteil ran. Wegen der Erdung, ich muss doch im Prinzip nur alle Metallteile des Gehäuses mit dem Schutzleiter verbinden, oder nicht? Gibts da sonst irgendwas zu beachten?
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Achim H
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Fr, 15.06.18, 12:49

Wegen der Erdung, ich muss doch im Prinzip nur alle Metallteile des Gehäuses mit dem Schutzleiter verbinden, oder nicht?

Korrekt.
Gibts da sonst irgendwas zu beachten?

Bei beweglichen Metallteilen sollten diese alle mit einem Stückchen Kabel (gelb-grün) versehen werden, welches dort festgeschraubt werden kann.

Nur als Beispiele:
Bei einer Lampe mit Metallfuß, Schwanenhals und einem Lampenkopf aus Metall sollten der Lampenfuß, Schwanenhals und der Lampenkopf geerdet werden.

Bei Quasi-Drehgelenken (kein echtes Drehgelenk, sondern 2 Kunststoffscheiben (dünn wie eine Folie) auf der Oberseite und 2 Kunststoffscheiben auf der Unterseite des Metallgehäuse, die als Gleitlager funktionieren) könnte das Quasi-Drehgelenk unter Umständen elektrisch isoliert sein und keinen Kontakt zum Metallgehäuse haben. --> gesehen bei einer Kalu Einbauleuchte QR111. In dieses kann man auch 230V Leuchtmittel mit 111mm Durchmesser einbauen (zum Beispiel: Osram PrevaLED COIN 111 AC). Das Leuchtmittel selbst hat nur 2 Anschlüsse (Phase + Neutral). Wird nur das Gehäuse (die Grundplatte ist aus Metall) geerdet, würde im Falle eines Kurzschlusses im Lampenkopf gegen Masse der Fehlerstromschutzschalter nicht ansprechen können. Der Anwender bekäme eine gewischt. Hier im Shop gibt es auch Kalu-Leuchten. Dort wird der Lampenkopf aber mit einer Niederspannung betrieben.

Edit: Rechtschreibfehler beseitigt.
Zuletzt geändert von Achim H am Fr, 15.06.18, 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
Philuminati
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Fr, 15.06.18, 16:26

Perfekt. Dann noch als Abschlussfrage, wenn ich den Stecker aus der Steckdose ziehe, ab wann kann ich dann das blanke Netzteil anfassen? Wegen Restspannung und so...
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Achim H
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Ungefähr 0,1 Sekunde später.

Gefährlich wäre nur der Elko (das schwarze, runde, stehende Bauteil, Aufschrift: 400V, im Bild oben rechts). Dieser enthält nach dem Ziehen des Netzsteckers möglicherweise(!) noch eine Restspannung. Dessen Spannung kann aber nicht zurück in den Stecker fließen. Der Gleichrichter (das flache Bauteil an den Löchern, wo das Kabel angelötet werden soll) enthält Dioden, die den Strom nur in eine Richtung durchlassen, im Rückwärtsbetrieb aber sperren. Und bis Du auf der Platine etwas anfassen kannst, ist wahrscheinlich auch der Elko leer. Solange dort etwas Spannung vorhanden ist, wird das Herz der Schaltung auch versuchen, die zwischengespeicherte Spannung an den Transformator zu schicken. Einen Elko sollte man immer mit Respekt betrachten. Er könnte noch Spannung enthalten.
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