Arbeiten mit Acryl / Plexi

Unterbodenbeleuchtung, Pimp my room, usw.

Moderator: T.Hoffmann

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Venga
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Mo, 22.09.08, 20:33

Acrylglas lässt sich vielfältig verarbeiten.
Man kann es bohren, sägen, schleifen, schneiden, polieren, unter Wärme verformen und in Nitroverdünnung auflösen um es zu gießen.

Acryl auflösen und gießen

Acryl lässt sich sauber und schlierenfrei in guter Nitroverdünnung auflösen.
Ist die Verdünnung verflüchtigt, ist das Acryl wieder so klar und fest wie vorher.
Am Besten nimmt man ein Glas mit einem gut schließenden Deckel, z.B. ein Weckglas. (der Gummiring wird von der Verdünnung nicht angegriffen)
Das Mischungsverhältnis ist ca. 2:1 = 2 Teile Acryl und 1 Teil Verdünnung.
Das Acryl löst sich sehr langsam auf: 10 bis 12 Tage
Die Mischung lässt sich sehr gut als Acryl-Kleber verwenden.
Ist die Lösung zu dünn, kann man Acryl-Stückchen hinzu fügen oder das Glas offen lassen, damit etwas Nitroverdünnung verflüchtigt. Am besten ist, man hat mehrere Gläser, mit unterschiedlicher Konsistenz vorbereitet und kann mischen, wie man es braucht.
Da die Lösung nur wenig Oberflächenspannung hat, kann man mit etwas Übung auch kleine Acrylplatten flächig verkleben. Dazu sollte die Lösung ungefähr die Konsistenz von flüssiger Seife haben.
Zum Eingießen von LEDs benutze ich kleine Klarsichtdosen oder gefräste Vertiefungen in Holz oder ähnliches.
Acryl verbindet sich nicht mit lösemittelresistenten Materialien und lässt sich gut von ihnen lösen. (Glas, Metall, Finger...)
Will man Blasen in der Giesmasse haben, muss sie sehr dickflüssig sein. Rührt man sie stark, schlägt man Luft in die Masse und es bilden sich Blasen.
Sie muss dann sofort gegossen werden, damit sich eine Haut bildet und die Luft nicht entweichen kann.
Beim Verflüchtigen der Nitroverdünnung schrumpft das Acryl. Ich fülle den Verlust mit dünnerer Lösung wieder auf, dann bekommt man ein ebene Oberfläche ( sie ist durch die Blasen ungleichmäßig)

Gute Schnittkanten kann man mit der Lösung streichen und ohne polieren wieder glasklar bekommen.


Nachfolgend: Auszug aus der Materialbeschreibung der Firma Modulor:

PMMA – Polymethylacylat - Acrylglas
Den Namen Plexiglas hat das Acryl von seinem Erfinder, der Firma Röhm in Darmstadt. Der Markenname hat sich umgangssprachlich eingebürgert.

Verarbeitung

Trennen

Dünne Folien können leicht mit dem Cutter geschnitten werden.
Gerade Schnitte durch dickere Platten lassen sich ritzbrechen: mit dem Cutter oder Acrylmesser am Lineal entlangschneiden, dann an einer Kante abbrechen.
Dickere Platten (ab etwa 1,5 mm) sägt man am besten mit der Kreissäge.
Optisch einwandfreie Schnittkanten können mit der Säge allerdings nicht erzielt werden. Schleifen und anschließendes Polieren ist erforderlich.
Kreissägeblätter sollten hartmetallbestückt, nicht geschränkt sein und konisch hinterschliffene Zähne haben (Spanwinkel 0 bis 5°). Feine Zahnteilung bringt feinere Schnittkanten.
Kompliziertere Formen können aus PMMA auch mit der Laubsäge oder einer Dekupiersäge ausgesägt werden. Das geht mit gewendelten Blätternbesonders gut.
Um möglichst transparente Schnittkanten zu erhalten, empfiehlt sich besonders für den Modellbau die Zugabe von etwas Spülmittel beim Sägen.
Hochglänzende Kanten lassen sich durch Schleifen und Polieren erzielen.

Bohren

Acrylgerecht geschliffene Bohrerspitzen haben einen Spitzenwinkel von 60 bis 90 ° und einen Spanwinkel von 0 bis 4°, damit der Bohrer nicht schneidet sondern schabt. Fließen die Späne glatt und zusammenhängend ab, sind Schnittgeschwindigkeit und Vorschub richtig gewählt. Der Bohrer sollte regelmäßig gelüftet werden, um übermäßige Erwärmung zu vermeiden. Tipp: Glatte Bohrlöcher erhält man mit Hilfe von Bohröl.

Umformen

Extrudierte Halbzeuge können bei Temperaturen zwischen 130 und 170 °C gut thermogeformt werden. Für Acryl GS liegen die Umformtemperaturenhöher: 160 bis 180 °C. Auch sind größere Umformkräfte erforderlich.
Um Spannungsrisse zu vermeiden, sollte das Werkstück getempert werden: Bei Temperaturen um 80 °C mindestens 2 Stunden unter Formzwang lagern und danach sehr langsam abkühlen lassen (maximal 15 °C pro Stunde, Temperatur bei der Entnahme aus dem Ofen maximal 60 °C).

Kleben

Als polarer und lösungsmittellöslicher Kunststoff ist PMMA sehr gut zu kleben.
• PMMA mit PMMA: Praktisch unsichtbare Klebenähte bei PMMA-PMMA-Verbindungen ergeben sich mit Lösungsmitteln wie Dichlormethan. Mit dem Pinsel entlang der Klebefuge aufgetragen, kriecht das Lösungsmittel in die Fuge und „verschweißt“ die Fügeteile. Diese Verklebungstechnik kommt wegen der hohen Flüchtigkeit von Dichlormethan jedoch nur für den Modellbaubereich in Frage.
• Stabile großflächige Verbindungen von Acryl mit Acryl können mit lichthärtenden Reaktionsklebstoffen auf PMMA-Basis erzielt werden (z. B. Acrifix).
• PMMA mit löslichen Kunststoffen: Soll Acryl mit anderen Kunststoffen verklebt werden, kann ein für beide Stoffe wirksames
Lösungsmittel zum Einsatz kommen (Dichlormethan z. B. ist für Polycarbonat oder Polystyrol gut geeignet). Daneben eignet sich der lösungsmittelhaltige Klebstoff Ruderer L530 für diese Verbindungen.
• PMMA mit Kunststoffen und anderen Materialien: Die Fügung von Acryl auch mit nichtlöslichen Kunststoffen oder anderen Materialien kann recht gut mit Ruderer L530 erfolgen. Für diese Verbindungen sind auch Silikonkautschuke oder Kontaktklebstoffe
wie Pattex-Transparent gut geeignet.


Oberflächenbehandlung

Das Schleifen von Acryl sollte mit kunststoffgeeigneten Schleifpapieren ausgeführt werden. Nassschleifen empfiehlt sich, wenn Wärmespannungen vermieden werden sollen.
Die Reinigung von Kunststoffen und die Entfernung von Kratzern wird häufig mit ungeeigneten Mitteln ausgeführt, so dass es an den oft vorhandenen, feinen Spannungsrissen zu Korrosion kommt. Für die sachgerechte Reinigung und Pflege empfiehlt sich warmes Wasser mit Spülmittel bzw. ein antistatischer KUNSTSTOFFREINIGER zusammen mit einem weichen SPEZIALTUCH (siehe Index). Acrylglas sollte nicht mit Glasreinigungsmitteln wie Sidolin gereinigt werden.
Kratzer werden besser mit POLIERTUCH, POLIERPASTE und ggf. SCHLEIFPAPIER entfernt.
Das geht folgendermaßen:
Den Gegenstand zunächst mit dem weichen Tuch von grobem Schmutz befreien. Bei leichten Verkratzungen einen etwa 5 cm langen Strang (ausreichend für 10 cm2) auftragen, mit weichem Poliertuch verteilen und unter Druck in kreisenden Bewegungen 3 - 5 Minuten polieren (ggf. eine Schwabbel unter leichtem Druck einsetzen). Anschließend mit warmem Wasser abwaschen.
Tiefere Kratzer oder rauhe Schnittkanten brauchen eine kräftigere Bearbeitung: Mit wasserfestem Schleifpapier in Reihenfolge der Körnungen 320 - 400 - 600 - 1000 unter Zugabe von Wasser in gerader Richtung schleifen. Vor dem Wechsel der Körnung die Fläche immer reinigen, mit dem feineren Papier die Schleifrichtung um 45° ändern und die Schleiffläche ein wenig vergrößern. Nach dem Schleifen polieren und mit lauwarmem Wasser
abspülen.

Anwendung

Acrylglasplatten können universell eingesetzt werden: Für „leichte” Konstruktionen im Möbelbau oder Sichtdisplays, in Bilderrahmen oder als Verglasung sowie für die Schilder- und Leuchtkastenherstellung.
Acrylglashalbzeuge vergilben bei Sonneneinstrahlung nicht. Sie sind deshalb bestens für den Außeneinsatz geeignet. Da Acrylglas wie alle Thermoplaste starken Wärmedehnungen unterworfen ist, müssen Befestigungssysteme so gestaltet sein, dass die Platten nie unter Spannung stehen können (siehe „Kunststoffe, Wissenswertes“).
Acrylglas ist ein sehr guter Lichtleiter. Diese Eigenschaft macht es zu einem interessanten und vielfältig einsetzbarem Material für Lichtobjekte und Beleuchtungszwecke. Bedenken Sie jedoch, dass das Material Licht über die Fläche aufnimmt und an den Schnittkanten abstrahlt. Die beleuchtete Fläche darf also nicht verdeckt werden. Auch Fräsungen in der Fläche strahlen, wenn die Platte beleuchtet wird. Bitte beachten Sie bei der Wahl des
Leuchtmittels, dass die maximalen Gebrauchstemperaturen von Acrylglas zwischen 70 und 80 °C liegen.
Acryl-Satiné ist ein Werkstoff für Licht. Mit seiner edlen, fein-rauhen Oberfläche ist das Acryl als Diffuser für künstliches Licht gemacht. Das Satiné ist blickdicht, in der farblosen Ausführung jedoch deutlich lichtdurchlässiger als weiß-transluzente ACRYLPLATTEN. Darüber hinaus hat es einen wesentlich geringeren Reflexionsgrad, so dass in einer Lampenkonstruktion der weitaus größte Teil des Lichtes nach außen dringt. Hohe Transmission und geringe Reflexion bewirken, dass das Acryl in Lampen sich nicht so stark aufheizt. Wollen Sie Lampen bauen, sollten Sie ein paar Punkte bedenken: Wichtig für die Temperaturen an einem Diffuser ist nicht allein der Abstand von der Glühlampe, der Halogenleuchte oder Leuchtstoffröhre.
Vielmehr spielt die Belüftung der Lampe eine große Rolle. So wie bei einer klassischen Schreibtischlampe der Reflektor an der Oberseite meist ein paar Löcher hat, sollte auch Ihre Lampe in der Art konstruiert sein, dass die von der Lichtquelle aufsteigende heiße Luft nach oben abfließen kann. Auf diese Weise entsteht in der Lampe wie von selbst ein kühlender Luftstrom


(Anm.: Beim Bohren und Sägen muss man nicht unbedingt Bohröl nehmen. Einfaches Salatöl geht auch)
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Morbus
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Mo, 22.09.08, 20:55

Die Idee mit dem Gießen ist echt Top. Was benutzt du dort als Formen? Kann man Mehl oder Ähnliches nehmen um das Acrylglas hineinzugießen?
Synthy82
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Mo, 22.09.08, 23:33

Probier's aus, würd ich sagen! ;-) Wobei ich aber glaube, dass Getreidemehl da irgendwelche Spirenzchen machen wird. Probiere lieber Sachen, die von der Biologie etwas weiter entfernt sind.
Allein schon die Idee, PMMA aufzulösen, finde ich top. Da kann man dann selbst den kleinsten Fitzel Verschnitt noch verwerten!
maxpd
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Mo, 29.09.08, 15:06

Ich habe eine Plexiglasscheibe die satiniert ist. Aber einen Rand möchte ich nicht satiniert haben. Wie bekomme ich die "Satinierung" weg? Mit dem Messer versucht abzukratzen, aber die Schicht darunter sieht dann wieder genauso aus.

Alternativ: Habe ein Loch in den benannten Rand gebohrt um eine LED einzuführen. Doch dieses Bohrloch sieht nun auch "satiniert" oder so aus, jedenfalls nicht klar. Ich geh davon aus, dass das durch Reibung oder so geschieht. Was kann ich dagegen tun?
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Mo, 29.09.08, 21:50

Wenn du Satinierung und andere Mattheit weg haben willst, musst du mit Polierpaste polieren. Kann sein, dass die "Körnung" beim satinierten Glas etwas grob ist und du vorschleifen musst. Wenn du n harten Übergang zwischen satiniert und poliert haben willst, wirst du wahrscheinlich mit Klebestreifen abkleben müssen.
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rbt
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Mo, 29.09.08, 22:32

harte übergänge gibts auf garantie nur mit maske, und dann achte drauf nen dünnes klebeband zu bekommen, sonst wirds wieder etwas unsuber weil man ins letzte zehntel net reingekommen is bei polieren.

bohrungen im innern zu polieren kannste glaub ich knicken, hab zumindest noch nix praktikables in die richtung gesehen.
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Do, 02.10.08, 21:27

Und ein Tipp, welchen ich aus schmerzhaften Erfahrungen, welche ich grade gemacht habe weitergeben möchte!

Macht öfter mal Pause wenn ihr mit dem Dremel arbeitet.

Meine Arbeitshand (rechts) ist soweit ok, ausser dieses Kribbeln seit ca. 30 min.
Meine Haltehand (links) kann ich nicht mehr drehen, dann bekomme ich sofort üble Krämpfe im Unterarm.

Ursache:

Ca. 1,5h Dremeln ohne wirkliche Pause! - nicht zu empfehlen!!!!!!

Mfg
René
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kenny357
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So, 18.01.09, 14:48

Super Idee PMME aufzulösen jetzt hab ich auch verwendung für meine plexiglasreste

jetzt hab ich aber noch zwei fragen:
ich wolte mir ein wasserdichtes cluster bauen und jetzt meine fragen greift die nitroverdünnung die leds und kabelkanal an. Und wie lange dauert es bis sich die verdünnung aufgelöst hat
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Achim H
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So, 18.01.09, 15:20

greift die nitroverdünnung die leds und kabelkanal an.
Leds weiß ich nicht (habe ich noch nie ausprobiert, wäre aber denkbar).
Kabelkanal definitiv ja. Aber nur oberflächlich (wird matt). Möchtest Du den Kabelkanal ganz auflösen, würde ich Dir Dichlormethan (gibt es in der Apotheke, 0,25 Liter ca. 15 Euro) empfehlen.
Und wie lange dauert es bis sich die verdünnung aufgelöst hat
Versteh ich nicht. Meinst Du, bis das Zeug wieder aus dem gelösten Plexi raus ist?

Off Topic:
In 1 Liter Universal-/Nitroverdünnung (geht auch mit Super-Benzin) kannst Du einen ganzen Kubikmeter Styropor auflösen (ergibt einen Super Klebstoff, wird aber leicht grau-braun und stinkt etwas mehr als Uhu oder Pattex).
Horn (zum Beispiel: alte Hornbrillen, Fingernägel, Haare) bekommt man mit Aceton aufgelöst (dauert je nach Dicke bis mehrere Tage).
Die Isolierung von einem 1000V Seitenschneider (auch Thermodet, Plexiglas, Kunststoffkorken von Sektpullen, usw.) bekommt man mit Dichlormethan (siehe oben) aufgelöst.

mfg Achim
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So, 18.01.09, 15:29

Venga hat geschrieben:Acrylglas lässt sich vielfältig verarbeiten.

Acryl lässt sich sauber und schlierenfrei in guter Nitroverdünnung auflösen.
Ist die Verdünnung verflüchtigt, ist das Acryl wieder so klar und fest wie vorher.
Am Besten nimmt man ein Glas mit einem gut schließenden Deckel, z.B. ein Weckglas. (der Gummiring wird von der Verdünnung nicht angegriffen)
Das Mischungsverhältnis ist ca. 2:1 = 2 Teile Acryl und 1 Teil Verdünnung.
Das Acryl löst sich sehr langsam auf: 10 bis 12 Tage
Muss es eine bestimmte Nitroverdünnung sein. Habe es mit zwei verschiedenen probiert, aber ohne Erfolg. Auch nach ca. 14 Tagen wurde das Plexi nur "blind"
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kenny357
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Di, 20.01.09, 18:48

sry das ich mich so undeutlich ausgedrückt hab aber danke für die infos 5*****
ja ich mein bis sich die verdünnug wieder aus dem plexiglas gelöst hat
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Achim H
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Di, 20.01.09, 23:01

ja ich mein bis sich die verdünnug wieder aus dem plexiglas gelöst hat
Das ist unterschiedlich. Je nach Dicke des Material können schon ein paar Tage vergehen. Wenn das Material sehr dick ist, wird die Verdünnung nur aus den oberen Schichten verdunsten. Dadurch härten diese Schichten bereits aus, bevor die Verdünnung aus dem Kern heraus ist. Unter Umständen bleibt es im Innern also flüssig, zäh-elastisch oder wie immer man das bezeichnen möchte. Man sollte die Mischung entsprechend so herstellen, dass das aufgelöste Plexi schon mehr ein dicker Brei (aber noch flüssig = fließend) ist. Bei komplizierten und verwinkelten Objekten empfiehlt es sich, diese mit einem Pinsel einzustreichen, bevor man es komplett vergießt. Vermindert unschöne Luftbläschen.

Nachtrag:
Sollten Induktivitäten eingegossen werden: die Verdünnung greift den Schutzlack der lackierten Kupferdrähte an. Unter Umständen produziert man so Kurzschlüsse, obwohl es vorher funktionierte.

mfg Achim
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Mi, 21.01.09, 12:34

Wie groß sollten denn nun die aufzulösenden Plexiteile maximal sein?
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Achim H
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Mi, 21.01.09, 15:54

Je kleiner die Partikel sind, umso schneller geht es. Allerdings erhält man so mehr Hohlräume dazwischen, sodass dafür mehr Lösungsmittel nötig wird. Die Mischung sollte nachher stehen bleiben, damit das Lösungsmittel wieder etwas verdunsten und die Mischung eindickt. Unter ständigem Rühren geht alles etwas schneller (Auflösen und Verdunsten).

Zweckdienlich:
ein altes, sauberes Gurkenglas (kann auch was anderes drin gewesen sein) mit Schraubdeckel verwenden. Ist zwar nicht 100%ig dicht, aber zum Anrühren ideal.

Entsorgung:
Reste im Glas komplett durchtrocknen lassen. Das Plexi kannst Du dann mit einem Schraubendreher aus dem Glas heraus puhlen und beide Sachen getrennt entsorgen (Glas = Altglascontainer, Plexi = Gelbe Tonne oder Sack). Und falls Du das Lösungsmittel loswerden willst: In einigen Städten fahren sogenannte Umweltmobile von der Stadt (Bauhof) herum, wo man Gefahrenstoffe loswerden kann.

Grundsätzlich:
Nur an gut gelüfteten Plätzen (vorzugsweise draußen auf dem Balkon) damit arbeiten.
Jedes Lösungsmittel ist gesundheitsschädlich.
gefahr_ungesund.gif
Und:
Rauchen, offenes Licht und offenes Feuer verboten.
gefahr_feuer.gif
mfg Achim
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Mi, 21.01.09, 19:09

Vielleicht waren meine Plexiteile einfach zu dick. Ich habe 4mm Plexi in Streifen gesägt und dann "eingelegt".
Wede das mal mit kleineren Teilen probieren.
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Sa, 07.03.09, 13:27

Achim H,
du scheinst dich in der Werkstofftechnik auszukennen.

Weißt du ob man auch Polycarbonate, wie Lexan (GE) oder Makrolon (Bayer), mittels der beschriebenen Vorgehensweise lösen und verarbeiten kann? Wenn ja, was braucht man als Lösemittel und wo bekommt man es?

ciao
Elias
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Achim H
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Sa, 07.03.09, 13:39

du scheinst dich in der Werkstofftechnik auszukennen.
Das scheint nur so. Ich habe einige Erfahrungen, aber keine Ausbildung als Chemiker oder artverwandt. Mit Makralon (Polycarbonate) habe ich noch nicht gearbeitet. Laut Wikipedia kann es aber ebenfalls mit Dichlormethan (Apotheke) angelöst werden. Und alles was sich anlösen lässt, lässt sich entsprechend auch auflösen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Polycarbonate

Nachtrag:
Im PDF von diesem Link gibt es auf Seite 13 eine Tabelle, die zeigt, dass PC-Kunststoffe (PC=Polycarbonate) nur mit chlorierten Lösungsmitteln (Methylenchlorid) aufgelöst werden können. Dichlormethan ist so ein Methylenchlorid.

mfg Achim
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Di, 10.03.09, 22:16

Hallo Achim,

erstmal vielen Dank für deine Antwort.

Im Wikipedia ist übrigens auch nachzulesen, dass DiChlorMethan (Methylenchlorid) in der Industrie verwendung findet, als Klebstoff für diberse Kunststoffe, unter anderem Polycarbonate, welche selbstverständlich auch gelöst werden können.

Hab mir jetzt mal 1 Liter von dem feinen Zeug geholt, meine Bekannte, aus der Apotheke, meinte, dass sollche Mengen laut Vorschrift allerdings gar nicht an Privatpersonen abgegeben werden dürfen.
Nachdem ich mir die entsprechende "Betriebsanweisung" hier durchgelesen habe, war mir auch klar wieso. Also sollte man hier schon etwas mehr auf sachgerechte Handhabung achten und etsprechende Schutzkleidung nutzen (Handschuhe, Atemschutz oder Absaugung)...

Morgen bekomme ich dann meinen Lexan-Spänne und dann kann das lösen los gehen :arrow:

ciao
Elias
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methylenchlorid_1l.JPG
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Achim H
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Di, 10.03.09, 23:36

Ich bekomme in meiner Apo für den gleichen Preis (ich denke mal, dass das ein Preis oben auf dem 1 Liter Bottich ist) gerade einmal 250mL (oder ein wenig mehr. Habe ich schon lange nicht mehr eingekauft.).

mfg Achim
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Mi, 11.03.09, 13:09

Hallo Achim,

habe für den Liter, zu Mitarbeiterkonditionen, etwas über 17 Euro bezahlt.

Der Preis ist sicherlich auch stark von der abgenommenen Menge abhängig.


Da ich im Internet viel lesen konnte, das Dichlormethan auch als kleber verwendet wird, musste ich das auch mal ausprobieren.

Verklebt habe ich 2 6mm starke Lexanplatten, auf einer Länge von 50mm, Stoß auf Stoß.
In sekundenschnelle war die Klebung fest und sofort belastbar, es war mir nicht möglich die Verbindung wieder zu trennen.

Die Klebestelle an sich ist glasklar und es bilden sich auch keinerlei Niederschläge um die Klebung, wie das bei sekundenkleber der Fall ist.


ciao
Elias
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Achim H
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Mi, 11.03.09, 17:36

Ich habe meine letzte Pulle (250ml) für 18,50 DM (nicht Euro) gekauft und die Flasche ist noch über Ein-Drittel voll. Ich repariere damit überwiegend Formteile aus ABS, zum Beispiel das Gehäuse vom Mixer oder ähnlich. Nachteil: Das Zeug stinkt wie die Pest. Aber dafür ist es extrem sparsam im Verbrauch.

mfg Achim
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rbt
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Mi, 11.03.09, 22:10

ja mit dichlormethan habe ich auch gute erfahrungen gemacht, hab damit alle polstyrol elemnte meines modells verklebt

http://botchjob.wordpress.com/2007/10/2 ... s-v8trike/

oft ist es aber sinnvoll kein reines dcm zu verwenden sondern es mit ein paar kunsstoffspänen anzudicken. ist leider schrecklich flüchtig das zeug und manchmal ist die klebefläche schon wieder trocken bevor man die teile aneinanderfügen kann.
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Do, 12.03.09, 01:12

Da ich Chemiker bin kann ich euch vorschlagen anstatt Dichlormethan Dichlorethan auszuprobieren dieses müsste ebenfalls gute Löseeigenschaften aufweisen jedoch ist es nicht nur viel billiger als DCM sondern auch leichter zu bekommen. DCM ist nähmlich als Canzerogen eingestuft und sehr Ätzend was die Abgabe an Privathaushalte erschwert.
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Do, 12.03.09, 01:25

Da DCE auch einen höheren Siedepunkt hat eignet es sich möglicherweise besser es verdunstet immer noch sehr schnell aber etwas langsamer.
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danke für den tip, ich werd das mal antesten wenn ich das nächste mal was in der richtung fügen muss.
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